29.08.08 | Frauenselbsthilfe nach Krebs tagt vom 28. bis 31. August in Magdeburg
Magdeburg/Bonn (ct) – Über 57.000 Frauen erkranken jährlich allein in Deutschland an Brustkrebs. Das Durchschnittsalter liegt bei 62 Jahren. Aber auch junge Frauen erkranken an diesem Tumor. Bei ihnen ist die Brustkrebserkrankung sehr häufig erblich bedingt. „Die jungen Frauen haben meist ganz andere psychosoziale Bedürfnisse als die älteren Frauen in unseren Gruppen – Fragen zu den Themen Kinderwunsch, Sexualität, Berufstätigkeit oder Kinderbetreuung stehen im Vordergrund“, so Hilde Schulte, Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, am 29. August 2008 in Magdeburg. Um dem Anliegen junger Betroffener nach Austausch und Vernetzung Rechung zu tragen, initiieren die Frauenselbsthilfe nach Krebs, das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs und die Deutsche Krebshilfe im Rahmen der diesjährigen Bundestagung der Frauenselbsthilfe nach Krebs ein bundesweites Selbsthilfe-Netzwerk.
Rund fünf Prozent aller Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt. Die Erkrankung tritt in den betroffenen Familien gehäuft auf und ist oft auch mit Eierstockkrebs verbunden. „Ein wesentliches Charakteristikum des erblichen Brustkrebses ist zudem, dass er deutlich früher entsteht als die sporadische Form. Die Frauen sind häufig schon im Alter von 30 bis 40 Jahren betroffen“, sagte Frau Professor Dr. Rita Schmutzler, Universitäts-Frauenklinik Köln, in Magdeburg. Schmutzler leitet den Schwerpunkt „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ an der Universitäts-Frauenklinik Köln, ist Inhaberin einer Stiftungsprofessur der Deutschen Krebshilfe sowie Sprecherin des Deutschen Konsortiums „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“.
Um Hochrisikofamilien zu helfen, wurde mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe seit Mitte der 1990iger Jahre ein bundesweites Betreuungskonzept etabliert: „In zwölf spezialisierten Zentren in Deutschland werden Frauen umfassend und multidisziplinär beraten, um ihnen eine informierte und selbständige Entscheidung für eine genetische Testung zu erlauben“, so Schmutzler. Darüber hinaus wurde ein intensiviertes Früherkennungsprogramm eingeführt, mit dem die erbliche Form von Brustkrebs auch bei jungen Frauen in einem deutlich früheren Stadium und damit mit einer höheren Heilungschance entdeckt werden kann.
Neben einer optimalen medizinischen Betreuung benötigen die betroffenen Frauen eine gute psychosoziale Begleitung. Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen. „Den Kontakt mit anderen Betroffenen herzustellen ist jedoch bei der vergleichsweise geringen Zahl der erblich bedingt Erkrankenden nicht einfach“, so Hilde Schulte.
Um dem Anliegen junger Betroffener nach Austausch und Vernetzung zu begegnen, wird im Rahmen der Bundestagung der Frauenselbsthilfe nach Krebs am 30. August 2008 ein bundesweites Selbsthilfe-Netzwerk gegründet. Die Frauenselbsthilfe nach Krebs, das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs und die Deutsche Krebshilfe wollen damit eine weitere Lücke in der psychosozialen Versorgung von Brustkrebs-Patientinnen schließen.
„Die Diagnose `Krebs` ist nach wie vor eine potentiell tödliche Erkrankung. Daher muss die optimale Versorgung der krebskranken Menschen im Vordergrund stehen“, sagte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, in Magdeburg. „Optimal“ bedeutet: auf höchstem Stand des medizinischen Wissens, individuell angepasst, interdisziplinär und ganzheitlich, also auch unter Berücksichtigung der seelischen Nöte der Betroffenen. „Dieses Netzwerk leistet dazu einen weiteren wichtigen Baustein“, so Nettekoven. Es sei eine konsequente Fortführung des Engagements der Deutschen Krebshilfe für Frauen mit erblich bedingtem Brustkrebs. Das Projekt wird auch von der BARMER Ersatzkasse finanziell unterstützt.
Unter dem Motto „Chancen nutzen – Perspektiven schaffen“ führt die Frauenselbsthilfe nach Krebs vom 28. bis 31. August 2008 in Magdeburg ihre diesjährige Bundestagung durch. 900 Frauen und Männer nehmen an der Fortbildungsveranstaltung teil und informieren sich über neue operative Verfahren, verschiedene Therapieansätze und die psychosoziale Versorgung bei Brustkrebs. „Mit der Tagung wollen wir die Kompetenz unserer Mitglieder stärken und eine qualifizierte Grundlage für ihre Arbeit in den Selbsthilfegruppen schaffen“, sagte Schulte.
Interviewpartner auf Anfrage!
Informationen zur Frauenselbsthilfe nach Krebs
Die Frauenselbsthilfe nach Krebs ist die bundesweit größte Krebs-Selbsthilfeorganisation. In 427 Gruppen werden rund 50.000 krebskranke Frauen und Männer mit Krebs betreut. In seinem 6-Punkte-Programm hat der Verband definiert, worin seine Hilfe konkret besteht: 1. Krebskranke psychosozial begleiten, 2. ihnen helfen, die Angst vor weiteren Untersuchungen und Behandlungen zu überwinden, 3. Vorschläge zur Stärkung der Widerstandskraft geben, 4. die Lebensqualität verbessern helfen, 5. informieren über soziale Hilfen, Versicherungs- und Schwerbehindertenrecht und 6. die Interessen Krebskranker sozialpolitisch und gesundheitspolitisch vertreten. Die Bundesgeschäftsstelle der Frauenselbsthilfe nach Krebs ist im Haus der Krebs-Selbsthilfe in Bonn angesiedelt. Weitere Informationen unter www.frauenselbsthilfe.de.
Bonn, 29. August 2008
Quelle: Deutsche Krebshilfe